Huch, es ist Winter… Meerschweinchen in Außenhaltung

Pünktlich zum Wintereinbruch (wohlgemerkt im Winter) stellt man sich überall im World Wide Web wieder vermehrt die Frage, wie man seine Tiere gesund und munter durch die kalte Jahreszeit bekommt.

Daher möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Überblick zu den wichtigsten Punkten bei Meerschweinchen in Außenhaltung geben.

 

Das wichtigste vorab:

Gesunde Meerschweinchen können sehr gut ganzjährig draußen leben, wenn sie es gewöhnt sind. Tiere die also schon das ganze Jahr draußen leben, können dies auch jetzt. Man muss ihnen nur ausreichend Zeit geben, um sich an das Außenklima zu gewöhnen. Meerschweinchen, die ab Mai bis spätestens Anfang September (je nach Witterung) in Außenhaltung umgezogen sind, sind die Temperaturen gewöhnt und haben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, keine Probleme im Winter.

 

Was sind also die wichtigsten Rahmenbedingungen für gesunde Meerschweinchen in Außenhaltung?

 

Nr. 1: Rückzugsort. Es steht eine isolierte, zugfreie aber dennoch gut belüftete Schutzhütte als Rückzugsort zur Verfügung. Diese muss ausreichend groß dimensioniert sein um allen Tieren der Gruppe genug Platz zu bieten. Sie darf aber auch nicht zu groß sein, denn die Meerschweinchen erwärmen die Luft in der Hütte mit der Wärme die sie über ihre Körper in die Umgebung abgeben. Steigt die Temperatur in der Hütte müssen die Meerschweinchen weniger Energie aufwenden um ihren Kreislauf stabil zu halten- der Körper hat weniger Stress, es wird weniger Energie verbraucht, das Risiko von Unterkühlung sinkt enorm. Die handelsüblichen Nagerställe aus dünnem Pressholz und Plastik- oder Metallböden erfüllen die Voraussetzung an eine Schutzhütte in den allermeisten Fällen NICHT. Auch und vor allem nicht in Verbindung mit den häufig angepriesenen Schutzhüllen, siehe dazu Punkt 2.

 

Nr. 2: Trockenheit. Meerschweinchen vertragen keine Feuchtigkeit, im Sommer nicht und im Winter noch weniger. Das liegt u.a. an ihrer Herkunft, den trockenen Höhenzügen der Anden in Südamerika. Wichtig ist daher dafür zu sorgen, dass die Schutzhütte und bestenfalls das Areal darum trocken ist und bleibt. Die Schutzhütte sollte mit einer bodenisolierenden Schicht Einstreu und viel Heu (und ggfs. Stroh) eingestreut sein. Wird dieses z.B. durch den Urin der Meerschweinchen oder auch sehr hohe Luftfeuchte bei regnerischem Wetter nass und klamm, sollte beides erneuert werden. Denn aus der Physik wissen wir, trockene Luft erwärmt sich schneller als feuchte Luft.

 

Nr. 3: Gesellschaft. Meerschweinchen sollten niemals alleine gehalten werden. In Außenhaltung sollten es auch immer mehr als 2 Tiere sein, die zusammen leben. Je größer die Gruppe, desto geringer ist das Risiko, dass ein einzelnes Tier ausgegrenzt wird und je größer die Gruppe, desto besser kann man sich gegenseitig und die Schutzhütte (er-)wärmen.

 

Nr. 4: Energie. Um sich warm und den Stoffwechsel am laufen zu halten benötigen alle Säugetiere Energie in Form von entsprechend gehaltvoller Nahrung. Hauptnahrungsmittel für Meerschweinchen ist, bei jedem Wetter, Heu. Dazu sollte es täglich Frischfutter geben. Bei Frost ist hier jedoch Vorsicht geboten, gefriert das Frischfutter (hoher Wasseranteil) ist es verdorben und muss zeitnah entsorgt werden. Bei Frost daher nur geringe Mengen füttern, die schnell weggeknuspert sind, dafür ggfs. eine extra Mahlzeit einführen. Bei kalter und/oder nasser Witterung, ist es mitunter ratsam zusätzlich „Power“ zur Verfügung zu stellen. Dies können zum Beispiel Erbsenflocken oder auch Saaten und Sämereien sein.

 

Nr. 5: Wasser. Meerschweinchen benötigen, wie fast alle Lebewesen, regelmäßig Wasser. Auch im Winter, auch bei Frost. Das ist mitunter schwer zu händeln, vor allem bei 10Grad Minus, aber dennoch nötig. Es gibt hierzu spezielle Heizkabel, Wärmeplatten oder auch Thermo-Cover für Trinkflaschen. Bei allen Gadget´s sollte regelmäßig kontrolliert werden, ob die Funktion sicher gewährleistet ist. Vor allem bei solchen, die an Strom angeschlossen werden, muss gesichert sein, dass keine Kabel angeknabbert werden können oder Leitungsadern offen liegen (Stromschlag oder Kurzschluss droht). Und selbstredend muss mindestens 1x täglich geprüft werden, ob das Wasser noch frisch und nicht eingefroren ist.

 

Wenn man diese 5 Do´s beherzigt, steht einem gesunden Schweinchenleben in Außenhaltung nichts im Wege. Dennoch sollte man immer einen Plan B im Gepäck haben. Es kann immer mal passieren, dass ein Tier krank wird. Jede Erkrankung, die den Kreislauf / Stoffwechsel des Meerschweinchens beeinträchtigt, kann ein Grund dafür sein, dass Außenhaltung (zumindest zeitweise) nicht möglich ist.

Für diesen Fall sollte ein Quarantänegehege / Notbox / Käfig o.ä. möglich sein. Das muss nicht zwingend bei exakt 20 Grad im direkten Wohnbereich sein, aber zumindest in einem Temperaturbereich, der keine extreme Schwankungen aufweist (z.b. ungeheizte Nebenräume).

 

Wichtig!!

Wenn ein Tier im Winter, aus welchen Gründen auch immer, von Außenhaltung in Innenhaltung wechselt, sollte es dort auch bis zum kommenden Frühjahr verbleiben können. Ausnahmen z.B. bei ungeheizten Innenräumen und milden Außentemperaturen in Verbindung mit entsprechender Erfahrung des Halters.

 

Ausnahmen:

Wie in fast allen Dingen gibt es auch Ausnahmen, bei denen ich (meine persönliche Meinung) von dauerhafter Außenhaltung in Herbst und Winter absehen würde.

Dazu zählen:

·         Alte Meerschweinchen deren Stoffwechsel bereits eingeschränkt arbeitet

 

·         Chronisch kranke Meerschweinchen, die regelmäßiger, ggfs. langfristiger Behandlung bedürfen (häufige Tierarztbesuche = häufige, starke Temperaturwechsel)

 

·         Satin- Meerschweinchen, die durch die Beschaffenheit ihrer Haare keine oder nur eingeschränkt isolierende Luftschichten im Fell bilden können und somit noch anfälliger für Feuchtigkeit und Kälte sind als normalhaarige Meerschweinchen

 

 

·         Skinnys / Baldwins…. Sollte selbsterklärend sein